Mittwoch, 3. Oktober 2012

Ist Deutschland erdbebengefährdet?

Die EU-Kommission bemängelt in ihrem AKW-Stresstest die Erdbebenwarnsysteme der neun deutschen Atomkraftwerke. Doch wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland von einem schweren Beben erschüttert wird? 


 Bei allen neun noch laufenden deutschen Atomkraftwerken müssten die installierten Warnsysteme nachgebessert werden, so der Bericht der EU-Kommission. Zudem seien die Leitlinien für schwere Unfälle nicht umgesetzt. Aber gibt es überhaupt eine reale Gefahr für ein schweres Erdbeben in Deutschland?

Süddeutschland gefährdeter

zum Artikel Plattentektonik Kontinente in Bewegung
Zunächst ist Deutschland allein schon durch seine Lage sicherer als viele andere Länder, denn es liegt nicht an den Rändern einer tektonischen Platte, an denen sich die meisten Erdbeben ereignen. Dennoch gibt es auch bei uns Erdbeben, wenn die Spannungen an den Plattengrenzen so ansteigen, dass sie sich auf die gesamte Platte übertragen. Der immense Druck entlädt sich dann an Schwachstellen oder früheren Rändern, die
im Laufe der Erdgeschichte nach innen gewandert sind. An diesen früheren Rändern sind zum Beispiel die Alpen entstanden, weil die Afrikanische Platte immer weiter nach Norden rückt und sich auf die Eurasische Platte schiebt, auf der Deutschland liegt. Eine besondere geologische Schwachstelle ist der Oberrheingraben zwischen Süddeutschland und Ostfrankreich, die durch großen Druck immer wieder aufbrechen kann. Dann bebt die Erde auch in Deutschland.

   

Es bebt, auch wenn wir es nicht spüren

Mehrere hundert Erbeben im Jahr werden in Deutschland registriert. Allerdings sind sie nur mit sensiblen seismologischen Instrumenten festzustellen, denn sie sind nicht so stark, dass wir Menschen sie spüren. Norddeutschland bleibt dabei eher ruhig. Zumeist konzentrieren sich die Beben auf das Oberrheintal, die Niederrheinische Bucht, Ostthüringen und das westsächsische Vogtland sowie auf die Schwäbischen Alb. Schäden richten diese meistens nicht an, aber ab und zu eben doch.

Albstadt - Erdbebenstadt

1978: Erdbeben in Albstadt mit einer Magnitude von 5,7.

Schwere Beben in Deutschland trifft immer wieder Albstadt bei Tübingen. Dort wurde 1911 ein Beben mit der Magnitude von 6,1 gemessen - eines der stärksten in Deutschland. Damals wurden ganze Orte komplett verwüstet. 1978 erreichte ein Erdbeben die Stärke 5,7 und war in einem Umkreis von 300 Kilometern zu spüren. 25 Menschen wurden verletzt, der Schaden betrug damals 275 Millionen Mark. Verantwortlich dafür war die sogenannte "Albstadt-Scherzone". Diese gehört zu einem von Norden nach Süden verlaufenden Bruchsystem, das sich vom Bodensee über Albstadt bis in den Raum Stuttgart erstreckt.

 

Ein geringes Risiko - aber ein Risiko  

Die Suche nach einer Erdbeben-Vorhersage

Um herauszufinden, wie stark in Deutschland und Europa die Erde beben kann, haben Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ erstmals einen Erdbebenkatalog für Europa und den Mittelmeerraum erstellt. Der Katalog umfasst 45.000 Erdbeben der letzten tausend Jahre und wurde 2012 veröffentlicht. Das Gebiet Deutschlands ist ab 1600 hinreichend erfasst. Das Fazit der Studie: Die Erdbebentätigkeit der letzten Jahrhunderte war gering bis moderat. Deshalb glauben die Forscher, dass das so bleiben wird. Im statistischen Mittel findet in Deutschland alle 250 Jahre ein Erdbeben der Magnitude 6 statt. Allerdings kann gerade auch das seltene Auftreten schwerer Erdbeben zu einer trügerischen Sicherheit führen, wie das GFZ betont. Die Gefahr eines schweren Erdbebens sei also gering, aber eben nicht vernachlässigbar.

quelle: BR







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